Blutegeltherapie

Blutegel sind Therapeuten mit Biss. Der Medizinische Blutegel (Hirudo medicinalis) wird seit Jahrhunderten in der Heilkunst eingesetzt. Schon in den indischen Sanskrit-Aufzeichnungen vor 3000 Jahren werden die hilfreichen Vampire lobend erwähnt. Im Mittelalter gehörten Blutegel zur Standardbehandlung der damaligen Ärzte.

Auch in Europa war die Therapie mit Blutegeln (Hirudotherapie) bis zum 19. Jahrhundert sehr beliebt. Doch mit dem Aufkommen der modernen Schulmedizin geriet die Blutegeltherapie immer mehr in Vergessenheit. Seit einigen Jahren gibt es jedoch eine Renaissance dieses Naturheilverfahrens, nicht zuletzt durch die Forschungsarbeiten von Prof. Dr.med. Andreas Michalsen, seit 2009 Chefarzt der Abteilung Naturheilkunde im Immanuel Krankenhaus Berlin und Prof. Dr. med. Gustav J. Dobos von der Universität Duisburg-Essen.

Über 300.000 Blutegel kommen derzeit in Deutschland innerhalb eines Jahres zum Einsatz und werden unter anderem bei Venenerkrankungen, Krampfadern, Gicht, Migräne, Arthrose, Hämorrhoiden, Bluthochdruck und in der plastischen Chirurgie eingesetzt.

Ich habe umfangreiche Erfahrungen in der Therapie mit Blutegeln und bin von diesen kleinen Blutsaugern absolut fasziniert.

Blutegel gelten seit 2005 als zulassungspflichtiges Fertigarzneimittel und tragen eine offizielle Pharmazentralnummer. Zucht und Anwendung unterliegen heute richtigerweise strengsten Auflagen. Die abstruse Idee mancher Menschen, sich aus dem Internet von irgendwoher Blutegel zu bestellen und sich ohne fundierte Kenntnisse die Tiere selbst anzusetzen, ist absolut fahrlässig. Die Risiken von Fehlbehandlungen und unerwünschten Arzneimittelwirkungen sind für Laien erheblich. Dies gilt insbesondere für die Anwendung bei Tieren!

Woher kommen die Blutegel?

Der medizinische Blutegel ist nach dem Washingtoner Artenschutzabkommen geschützt. Ich arbeite daher aus ökologischen Gründen ausschließlich mit (den etwas teureren) gezüchteten Egeln und nicht mit Freifängen. Die Egel werden aus hygienischen Gründen nicht in meiner Praxis zwischengelagert, sondern werden für jeden Patienten frisch bei der Biebertaler Blutegelzucht in der Nähe von Giessen bestellt. Dies ist ein zertifizierter Zuchtbetrieb, der auch renommierte Kliniken wie die Charité in Berlin oder die Klinik für Naturheilkunde in Essen beliefert.

Wie läuft die Behandlung ab?

Für eine Blutegeltherapie braucht man Zeit. Da wir mit lebenden Organismen arbeiten und jedes Egelchen seine „eigene Persönlichkeit“ hat, kann man nicht voraussehen, wann der Egel beißt und wie lange er seine Blutmahlzeit einnimmt. Zeitdruck ist schlichtweg kontraproduktiv.

Ein medizinischer Blutegel ist nicht glischig oder ekelig, im Gegenteil. Es sind ausgesprochen ästhetische Tiere mit einer wunderschönen Zeichnung auf dem Rücken, hochgradig gelenkig an Land und besonders grazile Schwimmer im Wasser.

Sie erhalten vor der Behandlung einen ausführlichen Aufklärungsbogen, den Sie sich bitte sorgfältig durchlesen. Zusätzlich mache ich Sie mit ihren Egeln vor der Behandlung intensiv bekannt. Etwaige Skepsis, Ekel oder Angst werden dann schnell der Faszination für diese wunderbaren Tiere weichen.

 

Damit die Egel auch da beißen, wo man es möchte, werden Sie mit einer entsprechenden Ansatzhilfe an die „Wunschstelle“ geführt. Nach einem kaum spürbaren Biss sind die Egel an diese Stelle fixiert. Sie müssen also nicht befürchten, dass das Tier unkontrolliert auf Ihrem Körper herumläuft und in irgendwelchen Löchern verschwindet.

 










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Der schmerzstillende Effekt einer Egeltherapie liegt an bestimmten Stoffen im Speichel der Egel, unter anderem einer Morphin-ähnlichen Substanz. Auch die lokale Entstauung in dem betroffenen Gebiet trägt zur Schmerzreduktion über einen längeren Zeitraum bei. Selbstverständlich wird ein Blutegel immer nur ein einziges Mal an einem Patienten angesetzt. Es kommt nach der Therapie zu einer sehr lang anhaltenden Nachblutung. Die Wunde wird von mir fachgerecht verbunden, ein Verbandswechsel am nächsten Tag durch mich ist anzuraten.

Was geschieht mit den Egeln nach der Behandlung?

Aus Tierschutzgründen werden medizinische Blutegel von mir nach deren Einsatz nicht getötet. Ich finde es nicht fair, dass ein Lebewesen, das Ihnen als Patient geholfen hat „zum Dank“ umgebracht wird. Da Blutegel als Arzneimittel eingestuft sind, gelten für einen Rücktransport strenge behördliche Auflagen. Die „benutzten“ Egel werden an einen Biolandhof der Lebenshilfe in Mittelhessen versendet, wo sie eine 8-monatige Quarantänezeit verbringen müssen. Nach dieser Zeit werden die Blutegel in einen sogenannten „Rentnerteich“ überführt, wo sie bis zu ihrem Lebensende verbleiben dürfen. Details zu hygienischen Aspekten bei der Therapie und Rücksendung sind meinem Praxishygieneplan zu entnehmen, welchen Sie bei Interesse gerne einsehen dürfen.

©  Ursula Bien & Detlev von Glinski